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Ralf Gerbershagen

Wie Straßenlaternen Geld für die Gemeinde verdienen

Für die Mobilfunkanbieter ist es eine große Herausforderung, den 5G-Ausbau in Städten und Gemeinden voranzutreiben. Denn geeignete Dachstandorte für die Antennen und 5G-Module sind rar, die Genehmigungsverfahren und Baumaßnahmen kosten zu viel Zeit. Vorhandene kommunale Infrastrukturen kämen als Standorte in Frage, aber bisher sind die Kommunen kaum am 5G-Ausbau beteiligt. Dabei könnten sie durch kluge Nutzungskonzepte Einnahmen generieren und zugleich ihre Smart-City-Konzepte vorantreiben.

 

Der Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes ist vor allem in den Städten ein Thema: Während in ländlichen Gegenden derzeit der Bau von Masten für die 4G-Technologie – auch bekannt als LTE (Long Term Evolution) – forciert wird, reichen diese Kapazitäten für dicht besiedelte Gebiete, Hot Spots wie Bahnhöfe oder Innenstädte sowie Industriegebiete nicht aus. Hier müssen die Mobilfunkanbieter gemäß den Verpflichtungen, die sie bei der 5G-Lizenz-Vergabe eingegangen sind, mit 5G-Senderanlagen ein dichteres Netz schaffen. Nur so lassen sich die versprochenen hohen Datenraten von bis zu 10 Gbit pro Sekunde flächendeckend erreichen. Aber: Es ist immer schwieriger, geeignete Dachstandorte zu finden. Neue, kleinere Senderanlagen, sogenannte Medium Cells oder Small Cells, eröffnen neue Nutzungskonzepte.

 

Mobilfunk aus der Straßenlaterne

Durch ihren kompakten Aufbau benötigen diese kleineren Mobilfunk-Module deutlich weniger Platz und können praktisch fast überall angebracht werden: an Bushaltestellen, an Wänden, an Stadtmöbeln und in Straßenlaternen. Um es am Beispiel der Straßenlaterne konkret zu machen: Etwa 9 Millionen Stück davon stehen als kommunale Infrastruktur samt Stromanschluss in Deutschlands Städten und Gemeinden bereit. Die Makro-Sendereinheit wird weitestgehend in den Mast integriert, bis zu drei Netzbetreiber können hier aufgeschaltet werden. Am Mast können zudem Sensoren für andere Smart-City-Anwendungen, wie zum Beispiel der Verkehrsflussoptimierung, angebracht werden. Oben, direkt unter der Laterne selbst, werden das LoRaWAN-Modul (für Smart-City-Anwendungen) und die 5G-Antennen montiert.

 

Die Straßenlaterne als 5G-Standort zu nutzen, hat verschiedene Vorteile: Die Senderanlagen lassen sich so unauffällig ins Stadtbild integrieren. Zwar erhalten die Laternen einen neuen Mast samt Sockel, aber das Design und die Leuchte lassen sich dem Stadtbild individuell anpassen. Laternen sind zudem deutlich leichter zugänglich und baulich einheitlicher gestaltet als Dächer, so dass standardisierte Sender-Module genutzt werden können. Außerdem gehören die Laternen zur kommunalen Infrastruktur – somit gibt es nur einen einzelnen Gesprächspartner für viele mögliche Standorte, statt vieler Dachbesitzer oder -vermieter.

 

Aufwand und Nutzen für die Kommune

Doch so, wie gewöhnliche Laternen heute am Straßenrand stehen, taugen sie noch nicht für einen Umbau zum 5G-Standort. Denn zwar gibt es bereits eine Stromversorgung, doch diese muss vom Dämmerungs- und Nachtbetrieb auf Dauerstrom umgestellt werden. Zudem benötigen die 5G-Sendermodule Glasfaser, für das die Stadtwerke verantwortlich sind. Kommunen, Mobilfunkanbieter und Stadtwerke gehören also an einen Tisch.

 

Aus genau solch einer Zusammenarbeit entstand ein konkretes Nutzungs- und Geschäftsmodell für die Kommunen, welches die 5G-Synergiewerk (ein Zusammenschluss von sechs Stadtwerken) vorlegt: Das Unternehmen kümmert sich um die Finanzierung der neuen Laternen über Baukostenzuschüsse im gewünschten Design. Dafür vermietet die Kommune das Nutzungsrecht für die Laternen an die 5G-Synergiewerk GmbH, die sich wiederum um die Verhandlungen mit den Mobilfunkanbietern kümmern. Üblicherweise werden hier 20-Jahres-Verträge geschlossen, so dass die Kommune mit jahrelangen festen Einnahmen über die Vertragslaufzeit pro Laterne rechnen kann.

 

Erste Pilotprojekte wurden bereits in Frankfurt, Köln, Würzburg und Augsburg



in Betrieb genommen, die Gespräche mit weiteren Städten laufen. Die 5G-Straßenlaternen können so die Kommunen nicht nur technologisch voranbringen, sondern zugleich zu einer attraktiven Einnahmequelle werden.

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